Wenn Unternehmen krank
Die Welt verändert sich – und mit ihr die Anforderungen an Mitarbeitende. Durch die Geschwindigkeit der Digitalisierung sehen sich Mitarbeitende konfrontiert mit einer immensen (psychischen) Arbeitsbelastung. Die Statistiken zeigen, dass es nicht selten zur Überlastung kommt. 11,9% der Fehlzeiten in Unternehmen gingen 2023 auf psychische Erkrankungen zurück. Dies entspricht einem Anstieg von 1,9 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Im Vergleich zu den anderen Krankheitsarten kommt den psychischen Erkrankungen nach wie vor eine besondere Bedeutung zu: Seit 2013 haben die Krankheitstage aufgrund psychischer Erkrankungen um 56,5 % zugenommen (AOK Fehlzeitenreport 2024). Die Arbeitswelt verändert sich rasant. Digitalisierung, ständige Erreichbarkeit, Multitasking und steigender Leistungsdruck erhöhen die psychische Belastung vieler Beschäftigter.
Diese Zahlen sind jedoch nicht nur ein Indiz für die hohe Arbeitsbelastung von Arbeitnehmenden, sie sind zugleich ein enorm alarmierendes Signal für diejenigen, die auf qualifiziertes Personal angewiesen sind. In Kombination mit dem demographischen Wandel und dem Fachkräftemangel mutieren die gestiegenen Krankheitstage zum Albtraum eines Arbeitgebenden. Insgesamt waren 2024 1.243.510 Stellen unbesetzt. 487.029 davon wären durch den Arbeitnehmermarkt nicht zu besetzen gewesen (IW-Fachkräftedatenbank- IAB-Stellenauswertung 2025).
In dieser Realität können es sich Unternehmen schlicht nicht mehr leisten, erkrankte Mitarbeitende „auszusortieren“. Aus menschlicher Sicht – und auch aus betriebswirtschaftlicher Perspektive – braucht es neue Wege des Umgangs mit Krankheit und Rückkehr an den Arbeitsplatz.
Die Lösung: Ein gut aufgestelltes BEM
Ein BEM-Fall liegt vor, wenn ein:e Mitarbeiter:in innerhalb von 12 Monaten länger als 30 Tage (am Stück oder wiederholt) arbeitsunfähig ist – unabhängig von der Ursache. Das BEM verfolgt das Ziel, die Arbeitsfähigkeit zu erhalten oder wiederherzustellen und einer erneuten Erkrankung vorzubeugen. Dabei ist das BEM keineswegs eine Sanktion des Mitarbeitenden, sondern ein freiwilliges, vertrauliches Unterstützungsangebot.
Wie kann ein solcher Prozess konkret aussehen? Werfen wir einen Blick auf ein Beispiel:
Ein Beispiel aus der Praxis: Der BEM-Fall von Herrn Schneider
1. Einleitung des BEM:
Herr Schneider, Projektmanager in einem mittelständischen IT-Unternehmen, war über mehrere Monate hinweg immer wieder krankgeschrieben – insgesamt 36 Tage in zwölf Monaten. Die Personalabteilung informiert ihn schriftlich über das Angebot eines BEM und lädt ihn zu einem freiwilligen Gespräch ein. Herr Schneider nimmt das Angebot an.
2. Analyse der Ausgangssituation:
In einem vertraulichen Gespräch mit dem BEM-Team (bestehend aus HR, seiner Führungskraft und dem Betriebsarzt) berichtet Herr Schneider offen von anhaltender Erschöpfung und Konzentrationsproblemen. Gemeinsam werden Ursachen ermittelt: Überlastung durch ständige Projektwechsel, wenig planbare Arbeitszeiten und ständige Erreichbarkeit.
3. Entwicklung individueller Maßnahmen:
Es wird ein Maßnahmenpaket geschnürt: Herr Schneider bekommt künftig einen festgelegten Aufgabenbereich, feste Erreichbarkeitszeiten und flexible Homeoffice-Tage. Zusätzlich wird ein Coaching zur Stressbewältigung angeboten.
4. Umsetzung der Maßnahmen:
Die Maßnahmen werden verbindlich vereinbart und umgesetzt. In regelmäßigen Abständen trifft sich das BEM-Team mit Herrn Schneider, um die Wirksamkeit der Änderungen zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.
5. BEM-Abschluss:
Nach sechs Monaten ist Herr Schneider wieder vollständig im Arbeitsalltag integriert. Die Maßnahmen zeigen Wirkung: Er ist leistungsfähig, zufrieden und motiviert. Im Abschlussgespräch sind sich alle Beteiligten einig – das BEM war ein voller Erfolg.
Fazit: BEM als Schlüssel für gesunde Arbeit und nachhaltige Fachkräftesicherung
Betriebliches Eingliederungsmanagement ist weit mehr als eine gesetzliche Pflicht (§167 Abs. 2 SGB IX). Es ist eine Investition in Gesundheit, Motivation und Fachkräftesicherung. In Zeiten steigender Fehlzeiten, wachsender psychischer Belastungen und schrumpfender Belegschaften ist ein professionelles, systematisches BEM kein „Nice-to-have“ mehr – sondern ein betrieblicher Erfolgsfaktor.
Lassen sie uns gemeinsam Ihr betriebliches Eingliederungsmanagement auf die nächste Stufe bringen. Kontaktieren Sie uns unverbindlich!

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Susanne Dierdorf
Psychologin (M.Sc.),
Consultant